音频游览 Naturalia et mirabilia

Unter den überraschendsten Leidenschaften der Medici war jene für die Wissenschaft und die Wunder der Natur. Es genügte nicht, über Menschen und Länder zu herrschen: man musste die Geheimnisse der Welt ergründen. So sammelte der florentinische Hof neben Kronen und Waffen auch Experimente, Instrumente und Kuriositäten, die bis heute ein unerwartetes Gesicht der Dynastie zeigen.

Im Zentrum des Saales erhebt sich die Armillarsphäre, rekonstruiert nach dem Entwurf von Egnazio Danti, dem Kosmographen Cosimos I.: ein geozentrisches Universum, eingeschlossen in Metallkreisen, Symbol der Ordnung der Schöpfung. Doch gerade in Florenz setzte wenige Jahre später Galilei die Sonne ins Zentrum des Kosmos und widmete dem jungen Cosimo II. die Jupitermonde, die noch heute den Namen “Mediceische Monde” tragen. Eine Geste, die die Dynastie für immer mit den Sternen verband, auch wenn sie dem Wissenschaftler die Verurteilung durch die Inquisition einbrachte, bezeugt hier durch eine päpstliche Bulle Urbans VIII.

Die Neugier endete nicht am Himmel. In den Vitrinen sind die Bände der Accademia del Cimento zu bewundern, gegründet 1657 von Leopold und Ferdinand II.: die erste wissenschaftliche Gesellschaft Europas, deren Motto „Provando e riprovando“ das Zeitalter der experimentellen Methode einleitete. Hier wirkten Gestalten wie Francesco Redi und Vincenzo Viviani, die im Palazzo Pitti Experimente zur Thermometrie und Barometrie durchführten und sogar die Geschwindigkeit des Schalls maßen.

Und neben der Wissenschaft wurde das Staunen gepflegt. Ein seltenes zweikörperiges Lamm, ein historisches Präparat der Taxidermie, erinnert an den Geschmack für sogenannte „Naturaberrationen“, die die Medici-Sammlungen füllten und die Bartolomeo Bimbis Kunst in Malerei verwandelte. Über allem wacht die feierliche Büste Ferdinands I., gemeißelt von Foggini, Zeugnis eines Herrschers, der nicht nur Fürst, sondern auch Mäzen von Wissenschaft und Wissen war.